REGION – (sae) – Quelle: Rheinische Anzeigenblätter
Nun also doch: Statt die aktuelle Fußball-Saison 2019/2020 im Herbst weiterzuführen, will der Fußballverband Mittelrhein (FVM) die aufgrund der Coronavirus-Pandemie unterbrochene Spielzeit vorzeitig abbrechen. „Insbesondere die überraschenden Signale der NRW-Landesregierung, Sportarten mit unvermeidbarem Körperkontakt sowie sportliche Wettbewerbe im Kinder-, Jugend- und Amateurbereich möglicherweise schon bald wieder zuzulassen, lassen das Spielen einer vollständigen Saison 2020/21 nun zumindest denkbar erscheinen“, erläuterte der FVM die Kehrtwende auf seiner Facebook-Webseite.
Diese Signale der NRW-Landesregierung hätten die Gremien des FVM dazu bewogen, die ursprüngliche Empfehlung zur Fortsetzung der Saison zu überdenken und schließlich zu revidieren. Zuvor hatte der FVM seine Vereine darüber abstimmen lassen, ob die Saison weitergeführt werden solle. Dabei stimmten mit 50,14 Prozent der Vereine eine denkbar knappe Mehrheit für die Fortsetzung. Darunter waren auch die Sportfreunde Ippendorf, die in der Bonner Kreisliga A mit drei Punkten Rückstand bei einem weniger absolvierten Spiel einen Rang hinter Spitzenreiter FV Endenich stehen. „Auch für uns kam das Abstimmungsergebnis mit 50,14 zu 49,86 Prozent pro Fortsetzung der Saison überraschend“, so Ippendorfs Geschäftsführer Sebastian Groh. Jetzt aber, wo die Landesregierung ab Ende Mai die Möglichkeit zur Wiederaufnahme von Mannschaftssport in Aussicht gestellt habe, solle auf einmal alles anders werden und die Saison doch nicht mehr weitergeführt werden. Genau das aber könne Groh nicht nachvollziehen.
Daneben kritisiert der Ippendorfer auch die Aufstiegsregelung per Quotient, wie sie vom FVM angedacht ist. Dabei werden die erzielten Punkte durch die Anzahl der absolvierten Spiele geteilt. In der Kreisliga B2 würde dies dazu führen, dass der Tabellenvierte Germania Impekoven (34 Punkte aus 15 Spielen, Quotient 2,27) in die A-Liga aufsteigen würde, während die drei Mannschaften vor Impekoven, der SC Muffendorf (36 Punkte aus 18 Spielen, Quotient 2,0), SV Wachtberg II (36 Punkte aus 17 Spielen, Quotient 2,12) und SC Rheinbach II (35 Punkte aus 16 Spielen, Quotient 2,19) trotz eines besseren Tabellenplatzes aufgrund des schlechteren Quotienten das Nachsehen hätten.
Und dies sei, so Groh, beileibe kein Einzelfall. Kritisch sieht das auch der Vorsitzende des Oberkasseler FV, Joe Körbs. „Da käme es zu krassen Fällen“, so Körbs. „Ippendorf würde quasi für die Verlegung des Spiels gegen Salia Sechtem aufgrund Karnevals bestraft. Denn der A-Ligist läge im Quotient gerade einmal 0,04 Punkte hinter dem FV Endenich II. „Natürlich weiß man nicht, wie das Ippendorfs Spiel gegen Sechtem ausgegangen wäre, aber die Wahrscheinlichkeit wäre doch sehr hoch gewesen, das Ippendorf die Partie für sich entschieden hätte. „Mit der Entscheidung zum Saisonabbruch macht man wohl niemanden richtig glücklich“, meint der OFV-Vorsitzende. „Letztlich geht der Verband damit den bequemsten Weg.“
Damit ist Hermann-Josef Frings, 1. Vorsitzender des Landesligisten SC Rheinbach, mit diesem Weg alles andere als einverstanden. „Diese Entscheidung ist eine absolute Unverschämtheit. Im April wurde bei den vom FVM mit den Vereinen abgehaltenen Videokonferenzen seitens des Verbandes explizit auf die rechtlichen Probleme im Falle eines Saisonabbruchs hingewiesen. Das scheint jetzt plötzlich niemanden beim FVM mehr zu interessieren“, ärgert sich Frings.
„Unter notarieller Aufsicht wurde eine Abstimmung durchgeführt, bei der sich am Ende eine knappe Mehrheit für das weiterführen der Saison aussprach. Das dies jetzt nicht mehr gelten soll, damit sind wir als SC Rheinbach nicht einverstanden. Und dagegen werden wir, je nachdem, was das für Konsequenzen für uns hat, auch rechtlich vorgehen.“ Darüberhinaus sei im Moment noch gar nicht abzusehen, wie man überhaupt einen neuen Kader zusammenbekommen soll. „Wie wird sich die Sponsorensituation gestalten? Viele kleine Spnosoren haben durch die Corona-Krise gelitten. Da sind sogar einige in Insolvenz gegangen.“
Auch sein Oberkasseler Kollege Joe Körbs, ist mit der Entscheidung des Verbandes letztlich nicht wirklich glücklich. So bliebe abzuwarten, ob die neue Saison denn auch tatsächlich im Herbst starten könne. Schließlich sei es ja nicht ausgeschlossen, dass da noch eine zweite Pandemiewelle auf uns zurolle. „Wer weiß, was da noch kommt.“